Gott würfelt nicht ...

Dies erwiderte Albert Einstein, einer der grössten Physiker des 20.Jahrhunderts, auf die Frage, was ihn an der damals aufkommenden Quantenphysik nicht behage. Dort werden ja Zustände von Elementarteilchen nicht `exakt', sondern mittels (Aufenthalts-)Wahrscheinlichkeiten beschrieben. Daraus folgt, dass der Lauf des Universums nicht mehr deterministisch festgelegt ist, wenn man nur den genauen "Anfangs"zustand kännte. Für Einstein, wie auch andere grosse Naturwissenschaftler war es klar, dass ein Schöpfer, Gott, das Universum geschaffen haben musste. (Andererseits hat Einstein nicht an einen Gott geglaubt, der an uns Menschen interessiert ist, oder sogar in eine persönliche Beziehung mit uns tritt.) Dessen war ich mir selber gar nicht so gewiss, als ich mein Mathematik Studium begann. Da ich in einem christlich-katholischen Elternhaus aufgewachsen war, hatte ich auch vieles über die Person Jesus von Nazareth gehört. Er beeindruckte mich als Vorbild und auch in seiner Ethik, wie ich sie aus der Bergpredigt entnahm. Ob dieser Jesus wirklich mehr als ein herausragender Mensch war, konnte ich jedoch nicht entscheiden, und meine Haltung war, dass es ethisch sinnvoll schien, mehr oder weniger nach christlichen Massstäben zu leben, auch wenn ich vieles nicht glaubte, was auch noch in der Bibel stand - vielleicht war ja Gott auch nur eine menschliche Projektion... Jedenfalls war ich mir sicher: Glauben statt Denken - das ist nichts für mich! Dies ist heute noch so: Ich denke und glaube.

Einzelne meiner Studienkollegen schienen Gott ganz anders auch im Alltag zu erleben, in dem sie mit ihm redeten, auf ihn hofften und Antworten bekamen. Dies beeindruckte mich: Offensichtlich intelligente Leute, die Gott beim Wort nahmen!

Gott würfelt nicht - Er liebt

Dies bewegte mich dazu, im Neuen Testament zu lesen und in Gesprächsgruppen darüber zu diskutieren. Später versuchte ich auch mit Gott zu reden, und bekam nicht immer aber immer wieder bestätigende Antworten. Ich verstand, dass Gott nicht nur Schöpfer ist -- mit oder ohne Würfel -- sondern auch liebender Vater, zu dem ich dank Jesus in Beziehung treten kann. Ich realisierte weiter, dass Christ-Sein oder Jesus-Nachfolge keine halbe Sache sein kann, und ich entschloss mich, in mehreren Phasen, mein Leben ganz auf ihn zu bauen.

Inzwischen habe ich das Mathematik-Studium mit Diplom und später einer Dissertation in Statistik (angewandte Mathematik) abgeschlossen. Als Statistiker bin ich mir gewohnt, Phänomene verschiedenster Art mittels Stochastik, also eines mathematisierten Zufalls, zu beschreiben. Während für gewisse Situationen wie z.B. Glücksspiele die Zufallsmodelle sicher richtig sind, sind sie in den allermeisten praktischen Fällen bestenfalls adäquate Approximationen an eine komplexe Wirklichkeit, von der uns nur Teilinformationen zur Verfügung stehen.

Wie dabei Gott ins Spiel kommt, kann ich nur erahnen. Beeinflusst er meistens einfach unsere "Würfel", d.h. verschiedene "zufällige" Ereignisse, die kumuliert einen grossen Effekt haben, oder setzt er zeitweise, die von ihm konstruierten Naturgesetze ausser Kraft, um Geschicke zu lenken? Mir scheint beides plausibel, habe ich doch Gottes Existenz und Liebe an mir erlebt, in meiner Familie, und vielen Schicksalen anderer. Dies heisst nicht, dass ich nicht auch grosse Fragezeichen bei manchen Erlebnissen hätte, wo ich Gottes Wirken nicht so wie erhofft erlebt habe. Ich halte jedoch fest: Gott liebt wirklich jede und jeden, und es lohnt sich darauf einzugehen!

Martin Mächler, Dr. math. ETH
Wissenschaftl Mitarbeiter, Lehrbeauftragter Seminar für Statistik, D-MATH, ETH Zürich